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Meine Wheel-Strategie im Detail

Was, wann, wie, warum. Dieser Artikel erklärt im Detail, wie ich die Wheel-Strategie anwende. Step-by-step und praxisnah. Das erste Kapitel behandelt Grundsätzliches zur Auswahl der Underlyings, das zweite Kapitel beschreibt die Bewertung im Detail. Im dritten Kapitel erläutere ich das weitere Vorgehen zur Auswahl einer passenden Option und deren Verkauf. Das vierte Kapitel behandelt das Vorgehen nach dem Verkauf.


Inhaltsverzeichnis


Grundsätzliches zur Auswahl der Underlyings

Der Basiswert bildet das Fundament der Strategie. Das heißt, alles was bei der Auswahl des Underlyings schief läuft, kann im Nachhinein auch durch die „beste“ Optionsstrategie nicht mehr korrigiert werden. Deshalb Augen auf bei der Basiswertwahl.

Basiswerte lassen sich immer suchen und finden, auch wenn die Börse gerade geschlossen hat. Ich beschränke meine Suche ausschließlich auf Werte des S&P 500, da hier in der Regel eine gute Liquidität gegeben ist. Zudem sind die ganzen großen Dividendentitel im SPY vertreten, auf die ich es ja abgesehen habe.

Es gibt natürlich noch weitere interessante Indizes, ich halte es an dieser Stelle aber bewusst einfach und übersichtlich. Hilfreich ist dabei eine Watchlist, die mit etwas Pflege unglaublich viel Zeit erspart.


Dabei gehe ich so vor:

Zuerst schaue ich, was an Kapital im Depot frei ist oder in in nächster Zeit frei werden könnte. Da ich zunächst ohne Margin handle, entspricht das freie Kapital dem Betrag, der veroptioniert werden kann.

Als Beispiel: Sind gerade 3.800 $ verfügbar, lässt sich damit eine Put-Option verkaufen, die maximal einen Strike bei 38 hat. Ich halte also nach Werten Ausschau, deren Preis bei ungefähr 40 $ je Einzelaktie oder darunter liegt. Zur Wiederholung: 1 Option bezieht sich meist auf eine Grundmenge von 100 Aktien.

Natürlich kann man auch mehrere Optionen auf Teilbeträge schreiben, bspw. einen Put mit Strike 14 und einen weiteren Put mit Strike 21. Dadurch streut man sein Risiko, gleichzeitig wird die Rendite aber auch durch die doppelten Ordergebühren geschmälert.

Bei kleinen Depots ist dieser Effekt besonders ausgeprägt: Bei einer Prämie von vielleicht 16 $ verkleinert eine Ordergebühr von 3,5 $ den Gewinn um über 20%. Bei einer Prämie von 32 $ und gleichem Risiko eines dann aber auch doppelt so teuren Underlyings, macht die Ordergebühr noch 11 % der Prämie aus (auch nicht gerade wenig).

Mein Ansatz ist daher, eher wenig Ordergebühren zu zahlen und dafür die kaum bis gar nicht vorhandene Streuung in Kauf zu nehmen. Man kann nicht alles haben, jedenfalls nicht mit kleinen Depots.

Jetzt haben wir also unsere grundsätzlich „machbaren“ Kandidaten in der Watchlist eingetragen. Wie geht es weiter? Mit der


Bewertung der Basiswerte

Irgendwie müssen wir nun eine Entscheidung darüber treffen, ob eine Aktie auch wirklich für unsere Strategie taugt. Hier gibt es wohl die allermeisten Ideen und Ansichten. Ich präsentiere meine, Achtung Überraschung, recht simple Herangehensweise (warum kompliziert, wenn es auch einfach geht?)

Zuerst gehe ich einfach die folgende Liste meiner K.O.-Kriterien durch:

  • Verstehe ich das Geschäftsmodell des Unternehmens?
  • Handelt es sich um einen Dividendenzahler?
  • Würde ich die Aktie auch als Investor gerne langfristig im Depot haben?
  • Weist die Aktie mindestens 5 Punkte in den Checks des Traderfox Scoring Systems auf? (Qualität, Dividenden, Wachstum) (https://aktie.traderfox.com/)
  • Gibt es keine rote Flaggen im Traderfox-Qualitäts-Check?
  • Liegt der aktuelle Kurs unterhalb des Fair Values (diesen sieht man bei Traderfox relativ weit unten auf der Seite)?
  • Gibt es im Fazit des Aktienprofils auf https://aktienfinder.net/aktien-profile keine Warnzeichen?

Um in die zweite Runde zu kommen, muss die komplette Liste mit „ja“ beantwortet sein. Natürlich werden alle Zwischenergebnisse in die Watchlist eingetragen.

Als nächstes schaue ich nach wichtigen Ereignissen, die während der geplanten Optionslaufzeit größeren Einfluss auf den Aktienkurs nehmen könnten. Ich konzentriere mich dabei auf die ex-days (Ex-Dividenden-Tage, das sind die Tage, an denen die Aktie mit einem Abschlag in Höhe der bald auszuzahlenden Dividende gehandelt wird) und auf die Termine zur Veröffentlichung von Unternehmenszahlen, die in der Regel vierteljährlich jeweils in der Berichtssaison anstehen.

Für Dividendendaten nutze ich https://www.dividendmax.com/

Für die earnings nutze ich https://www.earningswhispers.com/

Sollten nun genannte Daten im geplanten Zeitfenster der Option liegen, müssen diese Fakten individuell berücksichtigt werden. Für mich stellt das bloße Vorhandensein eines ex-days oder earnings innerhalb der Optionslaufzeit kein Ausschlusskriterium dar. Man muss sich allerdings des dann größeren Risikos einer Ausübung bewusst sein. Das erhöhte Risiko bekommt man als Stillhalter aber auch in Form höherer Prämien zu spüren. Tendenziell bevorzuge ich es, wenn insbesondere earnings eher am Anfang der Optionslaufzeit liegen, weil dann noch mehr Zeit für eine eventuelle Kurserholung übrig bleibt.

An dieser Stelle ist die eigentliche „Arbeit“ erledigt. Man blickt auf seine „handvoll“ potentieller Basiswerte in der Watchlist und kann sich anschließend der Optionsauswahl in der Tradingsoftware widmen.


Auswahl und Verkauf der Put-Option

Bisher hatte ich noch kein Wort zur Optionslaufzeit an sich verloren. Ich strebe Optionslaufzeiten von rund 30 Tagen an, denn:

  • in dieser Zeit ist der Zeitwertverfall schon stark beschleunigt,
  • die Menge gehandelter Optionen auf Monatsbasis ist groß, so dass meist eine gute Liquidität gegeben ist,
  • mich die monatliche Generierung von Cashflow motiviert und
  • im Vergleich zu bspw. Weeklys deutlich weniger Ordergebühren anfallen

Nun kommen die Kennzahlen aus dem Theorie-Artikel zu Optionen ins Spiel. Von Interesse sind für mich das Delta sowie die implizierte Volatilität (IV), genauer gesagt der IV-Rank und das IV-Perzentil.

Der Strike sollte ein Delta um etwa -0.25 bei CSPs aufweisen. Bei CCs sind „alle“ Deltas willkommen (je höher desto besser), denn ich möchte in der Regel die eingebuchten Aktien mindestens zum ehemaligen Einbuchungsstrike loswerden. Beim IV-Rank und dem IV-Perzentil sollten jeweils Werte >50 vorhanden sein.

Die hohe Volatilität könnte man jetzt als überdurchschnittlich hohes Risiko interpretieren. Das stimmt auch zum Teil. Ein Argument, das erhöhte Risiko dennoch einzugehen, ist die durch das Risiko erhöhte Prämie und der Effekt des „reverse to the mean„. Wir gehen also davon aus, dass die Volatilität in naher Zukunft wieder sinkt und zum Mittelwert zurückkehrt. Das würde einerseits unser Risiko schon bald wieder verkleinern und gleichzeitig den inneren Wert der Option vermindern. Das würde uns in die Karten spielen, falls wir die Option vorzeitig zurückkaufen möchten um bspw. Gewinne abzusichern.

Noch wichtiger als die Kennzahlen, die für mich eine Richtschnur, aber kein Gesetz darstellen, ist die Wirtschaftlichkeit einer Option. Mein Ansatz ist hier, dass ich nur solche Optionen schreibe, die mindestens 1 % Rendite erwirtschaften. Bei einer Optionslaufzeit von 30 Tagen lässt sich so leicht meine angestrebte Rendite p.a. errechnen: mindestens 12 %.

Beim Verkauf sollte man immer mit der Limit-Order arbeiten und sich langsam vom Brief- zum Geldkurs hangeln, bis man ausgeführt wird. Verkaufte Optionen werden im Portfolio oft als „-1“ in der Positionsspalte gezählt, gekaufte entsprechend als +1.


Nach dem Verkauf

Im Praxis-Artikel zum Optionshandel habe ich diverse Techniken aus dem Positions- und Risikomanagement vorgestellt. In meiner Strategie findet davon nur das Schließen von Optionen Anwendung und zwar in folgender Ausnahmesituation: Sollte ein Underlying als Einzelposition einen extremen Crash erleiden, muss ich natürlich mein Vermögen schützen und würde einen CSP auch im Verlust schließen. Ein normaler Bärenmarkt, der die ganze Branche oder den ganzen Markt betrifft, zählt für mich zum Bereich des Normalen, so dass ich mich in diesen Fällen ausüben lassen würde.

Auch eine Gewinnabsicherung im Sinne der 50%-Regel wende ich nicht an, hier steht die gesparte Ordergebühr und die Zeitersparnis im Vordergrund.

Nach Ausübungen von CSPs schreibe ich CCs mit dem Strike der Einbuchung. Auch hier halte ich es möglichst einfach bis der Kreislauf, das Wheel, geschlossen ist und von vorne beginnt.


Risikohinweis

Der Handel mit Optionen birgt Risiken bis hin zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals. Der Inhalt wurde nach bestem Wissen und Gewissen zusammengestellt. Dennoch übernimmt der Autor keine Verantwortung für die Korrektheit und Vollständigkeit der Inhalte.

Alle Texte, Hinweise und Informationen stellen keine Empfehlung oder Anlageberatung dar, sondern dienen lediglich der Weiterbildung und der Unterhaltung. Leser des Artikels handeln stets eigenverantwortlich. Eine Haftung, auch im Einzelfall, ist ausgeschlossen.


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